Facebook macht es vor - Money talks... - Flickr.com CC BY-SA 2.0 |
Es reicht! Der Internetnutzer wird ausspioniert, zensiert und immer mehr zur Kasse gebeten. Wer Geld hat, der darf das Netz nutzen, um sein Geschäft der Welt zu zeigen, sich politisch oder gesellschaftlich zu engagieren oder sonst seinen Blog, seine Seite oder sein Forum erfolgreich führen zu können. Wenn das Netzt der Arbeitsplatz der Zukunft sein soll, dann darf die Politik das Internet nicht den Lobbyisten überlassen.
Von
Rui Filipe Gutschmidt
In
einem lesenswerten Artikel beschreibt Hernâni Marques vom Chaos
Computer Club Zürich in der Schweizer Blick.ch,
wie die US-Regierung die sogenannte Netzneutralität aufheben will.
Damit wird es in der Praxis zum Netz der Konzerne, des Großkapitals
und eben aller, die es sich leisten können das neue Medium für ihre
Zwecke zu missbrauchen. „Das Internet ist längst kein Spielfeld
mehr nur für Akademiker, Hacker und Militärs, in deren
Labors und Stuben es in den 1960er-Jahren entwickelt wurde.“
Das
Internet erlebte einen unerwarteten Aufschwung und veränderte die
Welt. Die Freiheit im Netz war anfangs Grenzenlos, doch bald nutzten
die ersten Betrüger und Sexualverbrecher diese Freiheit gnadenlos
aus. Es folgte das Unvermeidliche. Die ersten Eingriffe, Seiten die
gelöscht werden mussten, Cybercops und eine ganze Reihe von
Einschränkungen, wurden eingeführt. Autoritäre Regime stellten
Anbieter wie Google oder Yahoo vor die Wahl: Mit eingeschrängten
Inhalten oder gar nicht in ihren Ländern zur Verfügung zu stehen.
Das
war aber nur der Anfang. Neben den vielen Bloggern und mit YouTube,
Twitter, Facebook und all den anderen „Sozialen Netzwerken“ in
Erscheinung tretenden Privatpersonen oder kleinen Unternehmen, haben
auch die klassischen Medienvertreter, die Politiker und die
Megakonzerne das Internet entdeckt. Es ist eine Werbeplattform,
Propagandainstrument, eine nie dagewesene Möglichkeit um innerhalb
von Sekunden milliarden Menschen zu erreichen. Diesen Leuten ist die
„Konkurrenz“ ein Dorn im Auge, genau wie kritische Stimmen und
sogenannte „Whistleblower“, wie Wikileaks oder Anonymous. Deren
Einfluss auf die öffentliche Meinung brachte die bestehende
Weltordnung ins Wanken.
„Das
Internet ist ein öffentliches Gut!“
Das
zumindest glaubt der IT-Experte Hernâni Marques und er
konkretisiert: „Das Internet veränderte die Welt. Im Arabischen
Frühling bildeten Enthüllungen auf Wikileaks über die
Korruption in Tunesien mit über Social Media organisierten
Protestbewegungen das Rückgrat des erfolgreichen Aufstands gegen
Machthaber Ben Ali. Das Internet ist für die Weltgesellschaft
so wichtig, dass es den Charakter eines öffentlichen Gutes hat.“
Doch
das öffentliche Gut wird nicht immer auf eine positive Weise
genutzt. Ja, was „positiv“ und was „negativ“ ist, darüber
lässt sich sicher streiten, aber auch diese Freiheit muss meiner
Meinung nach erhalten werden. Eine große Mehrheit setzt sich für
die Menschenrechte ein. Die Meinungs- und Pressefreiheit ist eines
dieser Universalen Menschenrechte. Rein technisch ist das
Internet (so wie parallel existierende Netze) ein nur schwer zu
kontrollierendes und noch schwerer zu zensierendes Medium. Aber es
wird fleißig daran gearbeitet.
Umberto
Eco sagte über das WWW: „Das Internet gab einer Unmenge an Idioten
eine Stimme!“
Doch
auch das gehört zur Freiheit dazu. Die Freiheit den größten Stuss
zu verfassen, sich zu streiten, sich sogar zu beleidigen, zu lügen
und zu übertreiben, eben alles das was auch schon zuvor in
Zeitungen, Radio, TV oder in unseren Parlamenten als Alltag von aller
Welt als normale Kommunikation angesehen wird.
Verschwörungstheoretiker gab es auch schon immer. Nur dass sie jetzt
eine größere Reichweite haben und scheinbar immer paranoider
werden. Sie werden nicht selten von Thinktanks und von den Strategen
der Politik und Wirtschaft (oder von der Politik im Dienste der
Lobbyisten) so manipuliert, dass sie berechtigte Kritiker ins
lächerliche ziehen oder sogar direkt als manipulierte Handlanger
großer Interessenskartelle - wie die Öl- und Gaskonzerne –
dienen. Beim Leugnen des Klimawandels spielen sie das dreckige (im
wahrsten Sinne des Wortes) Spiel der größten Luftverschmutzer und
deren Dreckschleudern. Ein schier endloses Thema...
Donald
Trump will das Internet zur Spielwiese der Reichen machen
Die USA wollen
am 14. Dezember die Netzneutralität abschaffen. Ajit Pai, der Leiter
der FCC (US-Regulierungsbehörde für Telekommunikation), der
von Präsident Donald
Trump eingesetzt
wurde, möchte die sogenannte Netzneutralität aufheben. Unter Barack
Obama wurden
Richtlinien dazu eingeführt, damit Internet-Provider
wie AT&T, Comcast oder Verizion nicht die Befugnis bekamen,
Internetverbindungen und -dienste zu verlangsamen oder gar zu
blockieren.
In
Zukunft wird Zensur durch die Privatwirtschaft möglich. Mächtige
Provider können so jeden x-beliebigen Nutzer blockieren und
finanzielle Barrieren aufstellen, die große Bevölkerungsteile
betreffen werden. Das Internet wird zu einer Art „Privatgrundstück“,
auf das nur noch kommt wer fleißig Eintritt bezahlt. Inwiefern
unterscheidet sich das dann noch von Nordkorea? Wird Trump seiner
Nemesis etwa immer ähnlicher, oder war er im Grunde immer schon ein
kleiner möchtegern Diktator, dem „dummerweise“ dieser „lästige Rechtsstaat und diese nervige Demokratie“ im Wege stehen?
Marques
beschreibt es so: „Ohne Netzneutralität können Provider
bestimmen, wer unter welchen Bedingungen – zum Beispiel gegen
Bezahlung – Dienste erreichen kann. Gleichzeitig können politisch
unliebsame Seiten oder Konkurrenten effektiv ausgeschaltet werden. Der
Entscheid fällt in den USA, aber er hätte auch international
Folgen: Der Zugang zu den in Europa stark
genutzten US-Diensten dürfte in Zukunft nur noch über
Bezahlschranken oder auf dem Holzpfad, also ganz langsam, möglich
sein. Neue Angebote könnten zudem schon früh und alternative
Dienste gänzlich aus dem Internet verbannt werden. Zurück bliebe
ein Internet voller Hindernisse und mit weniger Freiheitsräumen.“
Ein Horrorszenario, dass mir bestimmt einige Vorwürfe in Richtung
„Panikmache“ einbringen wird. Doch die Quellen sind zuverlässig
und Trump ist nun einmal Trump! Es hilft aber nichts, wenn wir diesen
weiteren Schritt der USA beklagen und jetzt schon überlegen wo wir
das Geld einsparen sollen, um auch weiterhin Facebook, Google, Amazon
und dergleichen nutzen zu können... Ich sage, wer nicht will, der
hat schon! Europa muss sich sein freies Netz erhalten und alle
US-Amerikanischen Dienste die in Zukunft viel Geld verlangen oder
blockieren und verlangsamen, müssen eine europäische Konkurrenz
bekommen. Mit Facebook sollte man anfangen, da diese bereits seit
einiger Zeit extrem aggressiv Publisher dazu nötigen wollen, ihre
bezahlten Dienste in Anspruch zu nehmen.
Info-Welt
wird regelmäßig dazu aufgefordert Geld zu bezahlen, damit Facebook
Werbung für unsere Artikel macht. Gleichzeitig werden wir Macher von
Info-Welt vom Posten und Teilen in den vielen FB-Gruppen in denen wir
willkommen sind, gesperrt! Der Spam-Vorwurf ist nur ein Vorwand, den
unsere Artikel werden von den Gruppenadministratoren zugelassen, ja
oft sogar erwartet. Selbst die Gruppen in denen wir selber
Administratoren sind, werden uns für diese Zeit (jeweils eine Woche)
gesperrt. So wie uns – doch das haben wir schon im letzten Artikel
zu dem Thema erwähnt – geht es vielen. Selbst vor gemeinnützigen
und wohltätigen Aktivisten macht Facebook nicht halt und bald werden
andere Anbieter genauso handeln. WIR müssen uns dagegen wehren und
gemeinsam ein neues „Free Internet“ schaffen.
Quelle:
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